NEW GERMAN STYLE
Ein neuer Modestil? Neue Einrichtungen, Möbel oder Musikrichtung?
Nein, hier geht es um die Kunst einen biodiversen Garten mit
ausdauernden Blütenpflanzen zu gestalten.
Hinter dem New German Style verbirgt sich gebündeltes Know-how für ereignisreiche und pflegearme Bepflanzungen, aus Stauden, von Gärten, Parks und städtischen Räumen. Der großzügige Einsatz dieser Pflanzungen ist anspruchsvolle gartengestalterische Antwort auf die Formensprache der Architektur unserer Zeit.1 Der Begriff wurde durch den englischen Gartenjournalisten Stephen Lacey geprägt.2
Doch es war bereits Richard Ward, der im Dezember 1986 mit „A German way with perennials“ im The Garden-Journal of the R.H.S. (Royal Horticultur Society) auf die Pflanzung im Westpark der IGA München von 1983 und die wissenschaftliche Grundlage von Richard Hansens Lebensbereiche der Stauden international aufmerksam machte.³
Der New German Style ist eine Art der Pflanzenverwendung von Stauden, auch in Kombination mit Gehölzen, die auf folgendem wissenschaftlichen Fundament basiert
- Verwenden der Pflanzen nach ihrem natürlichen Standort
- Einsetzen der Pflanzen in der Anzahl und Gruppierung gemäß ihrer natürlichen Verbreitung
- Kombinieren der Pflanzen nach ihrem natürlichen Wuchs- und Ausbreitungs- (Konkurrenz-) verhalten4
- Mengenverteilung der verschiedenen Pflanzen nach dem Leitstauden- und Aspektbildnerprinzip5
- Planung von Struktur, Textur und Farbe der Pflanzenkombination in kleinräumiger und großflächiger Garteninszenierung
- Vordenken der Dynamik der Staudenmischpflanzung aus dem Jahres- und Lebenszyklus der Einzelpflanzen heraus.
Ziel ist auf Grundlage dieser Erkenntnisse die dauerhafte Ansiedlung einer Gesellschaft aus Pflanzen zu etablieren, die wenig Pflege bedarf. Die Untersuchungen zum Pflegeaufwand und resultierenden Kosten bestätigen den Erfolg dieses Prinzips.
Stephen Lacey überschrieb seinen Artikel aus dem Jahr 2002 mit „The New German Style“ und reflektierte darin seine ergreifenden Eindrücke seiner Reise durch Süddeutschland mit den englischen Landschaftsarchitekten Brita von Schoenaich und Tim Rees. Es waren die Pflanzungen von Rosemarie Weiß im Westpark in München (IGA Gelände von 1983), der Sichtungsgarten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die Pflanzungen von Urs Walser im Schau- und Sichtungsgarten Weinheim und auf der IGA Stuttgart 1993, die ihn begeisterten.6
Der New German Style kommt im eigenen Land nun auch in der Breite an. Die Zeit7, FAZ8, 9 berichten und Kommunen bekommen positive Resonanzen auf ihre neu angelegten Pflanzungen. Der New German Style ist ein aktueller deutscher Beitrag zur Gartenkultur in Europa. Belastbare Beiträge haben sich über die vergangenen Epochen über einen Zeitraum meist von mehr als 30 Jahren gehalten.
1 Kühn, Norbert 2011. Neue Staudenverwendung. Stuttgart: Ulmer.
2 Lacey, Stephen 2002. The New German Style. Horticulture (9-10/2002), 22. Online: URL: http://www.hortmag.com/weekly-tips/garden-design/the_new_german_style. [Stand 2014-09-14].
3 Duthweiler, Swantje 2016. Der "New German Style", in Hansen, Richard, Stahl, Friedrich. 1981. Die Stauden und ihre Lebensbereiche. 6. Aufl. Stuttgart XVI-XVII
4 Grime, J. P. 2001. Plant strategies, vegetation processes, and ecosystem properties. 2. Aufl. Chichester, West sussex, New York, NY: Wiley.
5 Ausführlich dazu: Hansen, Richard, Stahl, Friedrich & … Hansen/Stahl. 1981. Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen: Viele Pflanzenlisten. Stuttgart: Ulmer. Luz, Heiner 2001. Das Prinzip der Aspektbildner. TOPOS (37, 12/2001), 16–21.
6 Vgl. Reif, Jonas 2013. Die Renaissance der Staudenverwendung. Gartenpraxis 39 (10-2013), 24–31.; Hanzen, Theresa & Huxmann, Nora 2013. New German Style Planting. Stadt+Grün (03/2013), 19–25. [Stand 2014-09-14].
7 Rauterberg, Hanno 2012. Das Glück ist grün. Die Zeit 29. Mai.
8 Sperl, Ina 2013. Der neue deutsche Wildwuchs: Die Natur steht Pate. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 28. Juli,
9 Albrecht, Jörg 2013. Stauden (III). Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung September 2013.
Richard Ward mit dem Gartenbereichsleiter Roland Puppe im Lustgarten von Schloss Pillnitz am 6. Juni 2016 zur Ausstellung Der Gärtner des Maharadschas. Ein Sachse bezaubert Indien Foto: Michael Simonsen