Schottergärten - Wie viel Schotter ist erlaubt?

Was sind Schottergärten? Schottergärten sind Grundstücksflächen, die an Stelle von Bepflanzungen groben Kies, Bruchsteine oder Schottersteine auf Vlies oder Lochfolie verteilen, um den Pflegeaufwand von Rasen oder Gehölz- und Staudenbepflanzungen vermeintlich vollständig zu sparen. Die Konzepte zielen darauf ab, eine vermeintlich pflegeleichte und wassersparende Fläche mit „Dekorsteinen“ zu belegen und eventuell mit einzelnen, solitären Pflanzen zu besetzen. Diese Flächen lassen keine geschlossene, flächendeckende Vegetation mehr zu, auch weil die oberste, belebte Bodenschicht, der Oberboden, nicht vorhanden ist.



Es gibt mehrere Gründe, warum es ratsam ist, von Schottergärten wegzukommen und stattdessen umweltfreundliche Gestaltungsmöglichkeiten für Gärten zu wählen. Beginnt schon bei der Biodiversität, Wasserqualität und natürlich auch bei den Energiekosten in den Städten. Was macht mancher, wenn es uns warm wird? Einfach die Klimaanlage, laufen lassen und über Folgen wenig nachdenken.

Die Versiegelung von Böden, zu der auch Schottergärten beitragen können, kann zu einem erhöhten Risiko von Hochwasserereignissen, Ahr-Hochwasser 2021 und Negar-Hochwasser 2024, führen. Hier sind noch weitere Gründe, warum man auf Schottergärten verzichten sollte.

1.Reduzierte Wasseraufnahme

  • Versiegelte Böden, wie sie in urbanen Gebieten und Schottergärten vorkommen, können keine oder nur eine begrenzte Menge an Regenwasser absorbieren. Das Wasser fließt daher schnell über die Oberfläche ab, anstatt im Boden versickert zu können.

2.Urbanisierungseffekt

  • Die zunehmende Versiegelung von Böden, einschließlich der Anlage von Schottergärten, verstärkt die Auswirkungen von Hochwasserereignissen. Die geringere Wasseraufnahme und der erhöhte Oberflächenabfluss führen zu schnellerem und stärkerem Abfluss von Regenwasser in die umliegenden Gewässer.

3. Hitzeinsel-Effekt („Urban Heat Island“ Effect)

  • Ein großer Bereich aus Schotter trägt dazu bei, den städtischen Hitzeinsel-Effekt zu verstärken, da Schotter Wärme speichert und reflektiert, was zu höheren lokalen Temperaturen führt. Dadurch können die Oberflächentemperatur im Schottergärten um 10 – 20 Grad Celsius höher sein als in begrünten Gärten. In extremen Fällen können die Unterschiede noch größer sein. Was den Aufenthalt in Freien fast unmöglich macht.           4.Kühlung durch Verdunstung und verminderte Aufheizung
  • Pflanzen tragen zur Verdunstung von Wasser bei, was die Luftfeuchtigkeit erhöht und zur Abkühlung der Umgebung beiträgt. Schottergärten fehlen diese dichten Pflanzen, wodurch die Luft trockener und heißer wird. 
  • Höher aufwachsende, 50-70cm, und flächendeckende Bepflanzungen beschatten den Boden, damit wird eine weitere Aufheizung reduziert.

5. Verminderte Biodiversität

  • Schottergärten bieten kaum Lebensraume für Pflanzen, Insekten und andere Tiere. Dies führt zu einer Verringerung der Biodiversität, was negative Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem hat.
  • Der fehlende Oberboden kann keine verschmutzten, einfließende Oberflächenwässer reinigen und die nicht vorhandenen Mikroorganismen des zahlreichen Oberbodenlebens können nicht zum CO2-Abbau beitragen. 

Durch die genannten Auswirkungen tragen Schottergärten zur Verschlechterung des lokalen Klimas bei und haben insgesamt negative Effekte auf die Umwelt und die Lebensqualität. Aus diesen Gründen setzen viele Gemeinden und Städte in Deutschland auf Regelungen zur Begrünung von Freiflächen und gegen die Anlage von Schottergärten

Verbot in Leipzig

In Leipzig sind Schottergärten seit 1996 verboten. Dies geht aus der Vorgartensatzung hervor, die besagt, dass Vorgärten gärtnerisch anzulegen und zu unterhalten sind. Das bedeutet, dass das Anlegen von Schottergärten, die nur aus Steinen bestehen, nicht zulässig ist.

Strafen und Konsequenzen

Falls jemand in Leipzig einen Schottergarten anlegt und dies gegen die geltenden Regelungen verstößt, können folgende Konsequenzen drohen:

  1. Aufforderung zur Wiederherstellung: Die zuständige Behörde kann den Grundstückseigentümer auffordern, den Schottergarten zurückzubauen und die Fläche entsprechend den Vorschriften zu begrünen.
  2. Bußgelder: Bei Nichteinhaltung der Aufforderung oder bei besonders schwerwiegenden Verstößen können Bußgelder verhängt werden. Die Höhe der Bußgelder variiert je nach Schwere des Verstoßes und der jeweiligen kommunalen Satzung.
  3. Rechtsmittel: Sollte der Grundstückseigentümer den Anordnungen der Behörde nicht nachkommen, können weitere rechtliche Schritte eingeleitet werden, um die Durchsetzung der Vorschriften zu gewährleisten.

Sind Schottergärten noch erlaubt in Deutschland?

In Deutschland sind Schottergärten in vielen Bundesländern nicht mehr erlaubt oder stark eingeschränkt. Die Bundesländer oder Städte bzw. Gemeinden haben Regelungen erlassen, die das Anlegen von Schottergärten verbieten oder beschränken. Dies liegt daran, dass Schottergärten als ökologisch problematisch anzusehen sind. Sie bieten keinen Lebensraum für Insekten und anderen Tiere, tragen nicht zur Verbesserung des Mikroklimas bei und erhöhen die Oberflächentemperatur.

Die genauen Regelungen sind je nach Bundesland und Gemeinde verschieden. Einige Bundesländer, wie beispielsweise Baden-Württemberg, haben in ihren Landesbauordnungen explizit festgelegt, dass Freiflächen wasserdurchlässig und bepflanzt sein müssen.

Es ist daher ratsam, sich bei der jeweiligen Gemeinde über die spezifischen Regelungen am Wohnort zu informieren, bevor man einen Garten gestaltet.

Hier sind einige Bundesländer, in denen Schottergärten verboten sind oder deren Verbot diskutiert wird:

  1. Baden-Württemberg: Hier wurde 2020 ein Verbot von Schottergärten im Rahmen der Novellierung des Landesnaturschutzgesetzes eingeführt. Das Verbot betrifft neue Schottergärten und verlangt, dass bestehende Gärten umgestaltet werden.
  2. Niedersachsen: Auch in Niedersachsen gibt es Regelungen gegen Schottergärten. Hier wurde im Bauordnungsrecht festgelegt, dass Vorgärten begrünt werden sollen und Schottergärten nicht zulässig sind.
  3. Nordrhein-Westfalen: In NRW gibt es in vielen Kommunen spezifische Regelungen, die Schottergärten verbieten. Hier wird ebenfalls darauf geachtet, dass Vorgärten begrünt und naturnah gestaltet werden.
  4. Bremen: In Bremen gilt eine ähnliche Regelung wie in Niedersachsen, die im Bauordnungsrecht verankert ist und Schottergärten verbietet.

Es ist zu beachten, dass die Regelungen oft auf kommunaler Ebene umgesetzt werden, sodass es innerhalb eines Bundeslandes Unterschiede geben kann. Zudem können sich die gesetzlichen Bestimmungen ändern, da das Thema Schottergärten und deren Umweltauswirkungen weiterhin diskutiert werden. Es ist ratsam, sich bei der jeweiligen Kommune oder dem zuständigen Bauamt über die aktuellen Regelungen zu informieren.

Wie viel Schotter ist in einem Garten empfehlenswert?

Für die Gestaltung eines Gartens wird empfohlen, den Einsatz von Schotter auf ein Minimum zu beschränken, um ökologisch uns ästhetische Vorteile zu maximieren. Eine prozentuale Empfehlung könnten wie folgt aussehen.

  • Maximal 10-20% Flächenbefestigung

Um die negativen Auswirkungen auf das Mikroklima und die Biodiversität zu minimieren, sollte Schotter nicht mehr als 10-20% der gesamten Gartenfläche ausmachen. Dies kann ausreichen, um dekorative Wege, überdachte Traufbereiche von Häusern oder kleine Bereiche mit Sitzplätzen zu gestalten.

  • Wasser durchlässige/speichernde Gestaltung

Befestigte Flächen sollten so angelegt werden, dass sie wasserdurchlässig sind, um eine gute Wasserabtleitung und Grundwasserneubildung zu ermöglichen. Es gibt spezielle Unterbauten, die eine Versickerung von Regenwasser unterstützen. Pflanzflächen mit artenreicher dichter Bepflanzung speichern Wasser.

  • Integration von Pflanzen

Selbst in Bereichen mit etwas Schotter und großen Steinen, die sogenannten Alpinum oder Steingärten integrieren eine Vielzahl von Pflanzen, belassen den Oberboden und erhalten damit die ökologische Funktion eines Gartens.

  • Nutzung für spezielle Zwecke

Schotter kann sinnvoll für bestimmte funktionale Bereiche genutzt werden, wie z.B. für Wege oder als Untergrund für Terrassen. In solchen Fällen sollte die Schotterfläche gezielt und begrenzt eingesetzt werden.


Abgrenzung der Schottergärten zu Alpinum / Steingärten, Schotterpflanzungen, mineralische Mulchschichten

Alpinum / Steingärten

Die Abgrenzung zwischen Schottergärten gegenüber den Alpinum / Steingärten liegt in der Gestaltung, der Bepflanzung und den ökologischen Auswirkungen. Ein Steingarten ist eine spezielle Gartenform, die hauptsächlich aus Steinen und Pflanzen besteht, die an felsige, trockene Bedingungen angepasst sind. Diese Art von Garten ahmt die natürlichen Lebensräume von Gebirgs- oder Felsenregionen nach und ist sowohl ästhetisch ansprechend als auch ökologisch wertvoll. Ein Alpinum / Steingarten wird mit unterschiedlichen großen Steinen und Felsen kunstvoll arrangiert, um eine natürliche Landschaft nachzuahmen. Oft werden Terrassen oder Ebenen geschaffen, um verschiedene Pflanzzonen zu ermöglichen. Es können Wege aus Kies oder Steinen durch den Steingarten führen, um den Zugang zu erleichtern und die Ästhetik zu verbessern. Für Steingärten, insbesondere solche, die alpine Landschaften nachbilden, sind Pflanzen geeignet, die trockene, gut drainierte Bedingungen und volle Sonne vertragen. Geeignete Pflanzen für Steingärten gibt es hier:

GRÄSER-STAUDEN-ALPINUM


Was natürlich beliebt ist, ist auch die Bepflanzung eines Steingartens mit Kräutern, da diese Pflanzen oft gut mit den trockenen, gut drainierten Bedingungen zurechtkommen. Mit Kräutern im Garten haben Sie jederzeit Zugang zu frischen Kräutern für Ihre kulinarischen Kreationen. Den Unterschied schmeckt man gleich.

GRÄSER-STAUDEN-KRÄUTER

Schotterpflanzung

Eine Schotterpflanzung ist eine Bepflanzung in mineralische, steinig-schottrige Substrate / belebte Böden aus Kies und Schotter. Es werden geeigneten Stauden und Gräsern integriert, die trockenheitsresistent, tiefwurzelnd, naturnah und pflegeleicht sind. Diese Pflanzen wurzeln durch die Substrate in die tieferliegenden Bodenschichten und sind damit unempfindlicher gegen Trockenheit. Schotterpflanzungen gelten mit der richtigen Bepflanzung als besonders naturnah und pflegeleichter als traditionelle Rasen- oder Blumenbeete. Die folgenden Staudenmischungen eignen sich besonders für naturnahe Gestaltungen von steinigen Böden, in Kalksteinregionen zusammen mit großen Bruchsteinen:

BLUETENSTEPPE-BLAU-WEISS-GELB-STAUDENMISCHUNG

BLUETENSTEPPE-ROT-WEISS-STAUDENMISCHUNG

Für Schotterpflanzungen hat die Fachhochschule und gartenbauliche Landesanstalt Erfuhrt diese Staudenmischungen entwickelt:

ERFURTER-SCHOTTERREIGEN-STAUDENMISCHUNG

Für bepflanzte Trauflächen an und unter Dachüberständen von Gebäuden ist diese Staudenmischung hilfreich:

SCHOTTERMISCHUNG-STAUDENMISCHUNG


Mulchschichten aus Kies und Splitt

Bei der mineralische Mulchung oder einer Mulchschicht aus Kies oder Splitt wird eine Schicht von drei bis fünf, seltener bis zehn Zentimeter als Bodenabdeckung und somit Mulchmaterial verwendet. Die Körnungen liegen zwischen 2 bis 8mm oder 8 bis 16mm. Die Materialien dienen als Mulch und helfen, den Boden zu bedecken, Feuchtigkeit zu speichern, Samenunkräutern keine Chance zur Entwicklung zu geben und Unkraut zu unterdrücken. Unkrautfolien oder Bändchengewebe mit Pflanzöffnungen unter der Mulchschicht sind ungeeignet, da sie die flächendeckende Entwicklung der Bepflanzung unterdrücken und ausschließen. Die Mulchschicht ist nach Anwuchs der Bepflanzung nur gering bzw. in Teilen im Winter sichtbar.

Die Abgrenzung zu Schottergärten formuliert der Bund deutscher Landschaftsarchitekten in Bayern so:

BDLA

Empfohlene Gartenaufteilung

  • 80% bis 90% Begrünung: Hauptteil des Gartens sollte aus Rasen, Stauden, Gräsern, Blumenbeeten und Bäumen bestehen, die das Mikroklima positiv beeinflussen, die Biodiversität fördern und ästhetische ansprechend sind.
  • 10% bis max. 20% Schotter: Schotter sollte nur für Wege, kleine Sitzbereiche oder dekorative Elemente verwendet werden.

Durch diese ausgewogene Gestaltung kann der Garten sowohl funktional als auch ökologisch wertvoll und ästhetisch ansprechend sein.

Gibt es Förderungen für den Rückbau von Schottergärten?

Ja, es gibt Förderprogramme, Wettbewerbe und andere Anreize zur Umgestaltung von Schottergärten, die dazu beitragen sollen, die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen und Menschen zum Rückbau ihrer Schottergärten und zur Erhöhung der Artenvielfalt im eigenen Garten anzuregen. Einige Kommunen in Deutschland bieten auch finanzielle Unterstützungen für den Rückbau an, um Besitzern beim Umbau ihrer Gärten zu naturnahen, insektenfreundlichen Grünflächen zu verhelfen. Für genauere Informationen bezüglich einer Förderung wenden Sie sich bitte an die örtlichen Kommunen bzw. Behörden.

Ein Beispiel ist das Förderprogramm der Stadt Hannover, das bis zu 2.000 Euro für die Begrünung von Vorgärten zur Verfügung stellt.

Umweltorganisationen und Naturschutzverbände wie BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) und NABU (Naturschutzbund Deutschland) bieten häufig Beratungen, Workshops und manchmal auch finanzielle Unterstützung für naturnahe Gartengestaltung an.

Wir empfehlen Ihnen für weiter Information den NaturGarten.org Verein.

Fazit

„Schotter gehört zum Eisenbahngleis, aber nicht in einen Garten“!